Historie Weyregg Expertise

Historische Skizzen zur Siedlungsgeschichte Weyreggs

Historische Skizzen zur Siedlungsgeschichte Weyreggs

Bau- und Besiedlungsgeschichtliche Betrachtungen vom ausgehenden Mittelalter bis ins 19./20. Jahrhundert


Die Aufgabenstellung in diesem kurzen Abriß einer Besiedelungsgeschichte von Weyregg, insbesondere die Betrachtung des alten „Ortskerns“ rund um die Kirche, ist die noch bestehenden älteren Bauten von Weyregg aufgrund von Urbaren, Grundbüchern, Protokollbüchern und geschichtlichen Editionen darzustellen. In den bisherigen Recherchen wurden das Urbar der Herrschaft Kammer von 1550, 1581 und 1615, sowie jenes der Herrschaft Kogel von 1570 und die Pfarrmatriken noch ausgenommen.

Bewußt aus dieser Betrachtung ausgeklammert bleiben vorgeschichtliche, antike und frühmittelalterliche Besiedelungen. 

Die Ursprünge des heutigen Ortes lassen sich im ausgehenden Mittelalter mit der Erbauung einer kleinen Kirche und einer kleinen Siedlung rund um sie festmachen. Dieses Kirchlein dürfte im 14./15. Jahrhundert als gemauertes Bauwerk erbaut worden sein, bei einer Renovierung im Jahre 1972 wurde die Jahreszahl 1487 im Chor gefunden. Naturgemäß entstehen erste Gebäude während der Erbauungszeit einer Kirche. Im Kirchendorf sind höchstwahrscheinlich in der Erbauungszeit rund um die Kirche bis zu vier Höfe und zwei bis fünf Gewerbehäuser entstanden. Rund 15 weitere Häuser waren im Zeitraum 1400-1600 in der Nähe des Kirchendorfers am See gelegen und Weitere entlang des Weyerbaches/Weyreggerbaches. Die Häuser gehörten zum Herrschaftskomplex Kogel/Kammer.


Im Jahre 1578 gelangen die Herrschaften Kammer, Kogel zuerst als Pfand und 1581 im Kaufwege an die Familie Khevenhüller. Zu jener Zeit war Sigmund Widerroiter Pfleger der Herrschaft Kogel, welcher sich im Jahre 1590/1591 den Freisitz Weyregg (Schloß Weyregg) am See bei Weyregg erbauen ließ. Er kaufte für die Versorgung seiner kleinen Herrschaft auch 33 Untertanen. Bereits 1617 verkauften die Widerroiter ihr Schloß und die Herrschaft wieder an die Khevenhüller. Diese vereinigten den Besitz wieder mit ihrer Herrschaft Kammer, so wurden die Häuser des einstig unabhängigen Freisitzes Weyregg bis 1850 als eigenes Amt mit der Herrschaft Kammer verwaltet.

 
Die Gebäude/Untertanen um 1600 waren zwischen den Herrschaften Kogel und Freisitz Weyregg aufgeteilt. Neben dem Ortszentrum Kirchendorf sind rund um das neu erbaute Schloß einige Untertanen gelegen. Die nachstehende Skizze zeigt den Baubestand und Siedlungsstruktur in der Zeit um das Weyregger Urbar von 1617:




In Bezug auf das Kirchendorf Weyregg können von den heute noch bestehenden Häusern das Kneißlgut (Wachtbergstraße 7), das Kramerhaus (Kirchendorf 10 und 12), das Hayd- oder Sengergut (Kirchendorf 6 und 9), das Eillmayr- oder Riedergut (Römergasse 1), das Kluppeneggerhaus (Wachtbergstraße 9) und das Binder- und Scheichergut (Kirchendorf 18) als älteste Gebäude genannt werden. Mit diesen Häusern ist von der ältesten Bebauung des Kirchendorfes auszugehen, die in der Zeit von zumindest 1400-1600 entstanden sind. Einzelne Güter gehen durchaus viel weiter in die Vergangenheit zurück.

Auf zwei Ansichten, welche im 17. Jahrhundert entstanden sind, sind die Gebäude rund um die Kirche zu sehen:

Weyregg 1610 
Weyregg 1674, Georg Matthäus Vischer

Die weitere Besiedelungsgeschichte als Querschnitt kann im Theresianischen Gültbuch von 1750 festgestellt werden. In diesem Jahr können im Kirchendorf bzw. angrenzend 11 Häuser aufgefunden werden:
Die aufgefundenen Gewerbe bzw. Landwirtschaft sind als typisch für eine Besiedelung an einem See anzusehen. Neben den bäuerlichen Anwesen sind vor allem Fischer, Zillenbauer, Mühlen, Schmieden und Binder zu finden. Das Kramerhaus im Kirchendorf ist einzig als Kramer zu finden, wobei auch als Zweitgewerbe jenes eines Schusters in diesem Haus ausgeübt wurde. Ein weiters Kramerhaus ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden.

Die Urmappe des Franziszeischen Katasters, die um 1825 entstand zeigt seht gut die noch „ursprüngliche“ Bebauung des Kirchendorfes:

Bemerkenswert ist hier, daß neben der Schule (aus den Steinen des verfallenen Schloßes Weyregg 1797 erbaut) und dem Pfarrhof auch schon das Binderhaus, das Kneißlgut, das Kramerhaus, das Kluppeneggerhaus, ein weiteres Häusl, das Bindergut und das Schneiderhäusl gemauert waren. In vielen dieser Häuser ist sind auch in der aktuellen Bausubstanz Teile des ursprünglichen Baues enthalten.

Anhang - Theresianisches Gültbuch zwei Häuser Weyregg

Anhang – Urbarregest des Freisitzes Weyregg von 1617
pag. 35
Nun folgen des Sitzes Weyreckh Unndtergehörige Allerdings Freysaigne Erbholden, mit deren jährlichen Stüfft Inn Gelt auch Khuchldiensten, unnd bestenndigen gewüssen Steuren wie hernach Zuvernemen:

  1. Bärtlme Vischer Unnder der Seeleiten Stainpacher Pfarr
  2. Merth Ruerndorffer daselbst an der Seeleuten, Vischer
  3. Wolf Huefnagl, An der Stainnwanndt.   a. Mer vonn seinem Neuen Hauß unnd derselben Hofstatt, alldort ann der Stainnwanndt
  4. Sebastian Kahzenpogner, diennt vonn seinem Hauß, Hofstadt unnd vermarchten ganzen herunndern Stainwanndt
  5. Thobias Gattermair, Züllnwürckher, Inn der Praiten, von seinem Hauß unnd Hofstadt
  6. Ezechiel Gräfl, Schmidt Am Gstatt zu Weyereekh, vonn seinem Hauß unnd Hoffstadt daselbst
  7. Geörg Schmausser Peckh von seiner Ime vererbten Hof- und Peckhenwerchstatt beim See
  8. Wilhelm Khneisl, vonn seinem Hauß, Hofstadt unnd Gartten, hinder Ezechiel Gräfls Schmidts behausung, Aufm Lanndt Inn der Wissen
  9. Hanns Redlhamer Am Gstatt, vonn seinem Hauß, Hofstadt unnd Gärttl, So hivor, Zu Wildenhaag, Vom Wibmer Guett auß der Wissen gebrochen worden
  10. Abraham Aichhorn, hof Vischer zu Weyereckh, vonn seinem Hauß, Vermarchten Hoffstadt unnd Gartten daselbst
  11. Wolf Khräll, Jäger, Von seinem vererbten Grunndt, Hauß, Hofstatt, unnd Gärttl beim See
  12. Wolf Unndereckher Khramer, dient vonn seinem Heußl, unnd vermarcht Hofstadt, Inn Seyn Gartten Zu Weyereckh
  13. Hanns Renner Vischer, Von seinem Hauß, Gartten unnd Hofstatt daselbst Ann denn Seyn Gartten beim See gelegen
  14. Anthonij Khlepladt der Zeit Bstanndt Schmer Zu Weyereckh, vonn seinem Seuen Hauß, unnd vererbten Grunndt beym See, negst Unndterhalb zum Hannsen Renners Hauß gelegen,
  15. Wolf hinndinger, von seinem Haus, Hofstadt unnd Gartten, Im Stainpichel
  16. Hanns Reichl Vischer Zu Lanndereth, diennt järlich vonn seinen Hauß, Hofstatt unnd denselben Grünndten
  17. Hanns Schöckhel, von seinem Hauß, Hofstadt, unnd darzuegehörigen Grunndt
  18. Wolf Hörzog Schneider daselbst, bey der herunndtern Lindten, Neben der Pruckhen, des weyerspachs
  19. Hanns Schneweis, diennt vonn seinem Heußl, Hofstadt unnd Gründtl daselbst am Weyerspach, bey der herunndern Linndten unnd der pruckhen
  20. Phillip Wardtperger, bey der obern Lindten, Dennhalb des Weyerspachs, der Grebmüll, vonn seinem Hauß, Hofstadt, unnd dennselben Gründten
  21. Geörg Ghüenast, An der Grebm, vonn seinem Hauß, Hofstadt unnd Grunndt daselbst
  22. Wolf Pinndter, daselbst An der Grebm, vonn seinem Hauß, Hofstatt unnd Gärttl daselbst
  23. Steffan Reichenroiter, Leinweber, unnderm Ridl, vonn seinem Hauß, Hofstadt unnd dennselben Zusamengefredten beeden Grünndten daselbst
  24. Kristoff Scheicher Leinweber An der Rennmüll, Vonn seinem Ersten Erkhaufften Grunndt, Hauß und Hofstadt aldort
  25. Thoman Schenhofer Hueffschmidt Daselbst Ann der Rennmüll, vonn dorstelbm seiner Alten Huefschmidten Hauß, Hofstadt unnd Gärttl
  26. Thoman Paungartinger, Vonn seinen Hauß, Hofstadt unnd Gartten, unnderm Harn
  27. Anndre Graßhechtl, Schneider, Vonn seinen Grunndt, Hauß, unnd Hofstadt, Ann der Harnleiten
  28. Leonhardt Huefnagl, Tischler, von seinem Grunndt, Hauß, unnd Hofstatt, daselbst Ann der Harnleiten
  29. Sigmundt Veichtinger An der Harnleiten, von seinen Grunndt, Hauß unnd Hofstadt, daselbst
  30. Anndre Paungartinger, An der Harnleiten, von seinen Grundt Hauß unnd Hofstadt daselbsten
  31. Kristopff Polhamer, An der Harnleiten, Vonn seinen Grunndt Hauß unnd Hofstadt
  32. Wolf Begnhauser, In der Peundt, beym Weyerspach, vom selben seinen Grunndt, Hauß unnd Hofstadt
  33. Georg Hebmetsperger Leinweber, Inn der Plüemblsaw, vom selben seinen Grunddt, Hauß, unnd Hofstadt

Weitere verwendete Quellen:
Theresianisches Gültbuch 1750
Josephinische Landesaufnahme, ca. 1770
Franziszeischer Kataster von 1825
altes und neues Grundbuch
Strnad, Julius, Hausruck und Attergau
digitales Grundbuch, online
www.atterwiki.at
www.dois.ooe.gv.at


Neukirchen am Walde, 18. Juni 2018

Kons. Thomas G. E. E. Scheuringer
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